Unter einem Dach ist die Nacht eine stille,

monotone Zeit. Im Freien verläuft sie flink

mit ihren Sternen, ihrem Tau und ihren

Düften, und die Stunden sind gezeichnet von

den Veränderungen im Antlitz der Natur.

Was zwischen Wänden und Gardinen

eingesperrten Menschen wie eine Art zeitweiliger

Tod vorkommt, ist nur ein leichter

und belebter Schlummer für jemanden der

draußen schläft. Die ganze Nacht hindurch

kann er die Natur tief und frei atmen hören.

Das schreibt Robert Louis Stevenson in

seinem Büchlein “Reise mit einem Esel durch

die Cevennen”, und wir wollen es ihm mit

unseren Pferden nachtun.

Wanderritt zur Lappländischen Winterkothe (Feuerzelt) mit Wander-Rittmeister Robert Simon, dort Brot backen, Schinken + Pilze braten, ÜN. Der Legende nach gewinnt man im Lappenzelt die spirituelle Kraft zurück, “die man verliert, wenn man vom Himmel durch ein Dach getrennt wird”.

Das Knirschen der Pferdehufe auf Kalksteinwegen. Atemdampf aus Pferdenüstern. Es ist still im Wald. Der Blick verliert sich nach allen Seiten; das Holz eines Baumes knackt. Da kreuzt gemächlich, alt, grau und einsam ein großer Hirsch unseren Weg. Zwanzig Schritte nur von uns entfernt, als hätte er keine Witterung. Der Hirsch hebt den Kopf und lauscht, dann geht er langsam und bedächtig hinab in die Schlucht. Das ist einer jener Momente, in denen man ganz still wird und weiter nichts ist als ein Mensch.

Bericht eines Gastes

“Er ist schon ein seltsamer Kauz, dieser alte Pfadfinder und Rittführer. Nur das Nötigste hat er auf diesen Ritt mitgenommen: Mehl, Trockenpilze, edlen Wein aus dem Tokajerland, einen Schinken und viele Geschichten.

Eine junge Flamme brennt aus dem Reisighäufchen empor, zum hohen Abendhimmel quillt der Rauch. Spät waren wir erst eingeschlafen, das schwarze, gespannte Tuch über uns. Es war dunkel und das Loch, durch das der Rauch abzog, war kaum auszumachen. Irgendwann in der Nacht bin ich aufgewacht. Blaues Dämmerlicht hängt in der Kothe. Leise stehe ich auf und schaue durch den Spalt im Kothendach. Nasse Stämme glitzern, graue Wolken ziehen schwer über das Land, ein blauer Himmel dazwischen. Ein Vogel steht hoch oben bewegungslos in der Luft, die unwirklich frisch geworden ist. Die Schatten hinter den Fichten waren undurchdringlich und irgendwas flüsterte still vor sich hin, wisperte von Sternen, Bergen und dem aufziehenden Gewitter. Immer nistet Gefahr im Wunderbaren. Immer ist das Wunderbare die Schwester der großen Abenteuer.”

(Text: Christoph J. + Tejo)