Der Rumpelstilzchen-Ritt

Wanderritt-Wochenende vom 21.07. bis 23.07.2023

448,00 EUR
1 x Nachmittagsritt, 2 x Tagesritte Vollpension Sundowner

Rumpelstilzchen-Wanderritt-Wochenende

Michelskopfsee - Barbarossaweg - Geisterhaus

Michelskopfsee, Foto von Ralf Diederich
Rumpelstilzchen-Brunnen in Helsa

“Ich habe keine Schatzkiste voller erlebter Geschichten, aber ich möchte gern eine solche Kiste voll schweigsamer Schätze zusammen tragen.

Keine Geschichten aus dem Fernsehen, keine fremden Geschichten aus Büchern. Eine erlebte Geschichte, aber, tritt näher, kommt wie ein Unbekannter beim zweiten Mal in der Nacht, setzt sich nieder an den Tisch und sagt etwas, das sie vorher verschwiegen hat. Eine Schatzkiste voller erlebter Geschichten wäre ein echter Besitz. Eine Geschichte erleben, ist eine Beschwörung.”

Frei nach Walter Scherf

Leistungen

1 Ausritt, 2 Tagesritte, Rittführung, Übernachtung auf Hof Hirschberg, Vollpension mit Sektfrühstück und 3-Gang-Dinner bei Kerzenschein, Getränke beim Sundowner, Personentransfer, Pferdetransporte, ganztags Kaffee/Tee und Kuchen, Sauna, Solarium, Dampfbad, Whirlpool inklusive. Sonstige Getränke exklusive.

Mitgebrachte Kinder/Jugendliche zahlen 75%.

Einzelzimmer-Aufschlag: pro Nacht EUR 20,-

Programmablauf

Freitag

Anreise 15 Uhr. Kennenlernen bei Kaffee und Kuchen, Pferdeeinteilung, anschließend Proberitt am Hirschberg.

Um 20 Uhr 3-Gang-Dinner bei Kerzenschein. Danach gemütliche Runde am Lagerfeuer mit Guitar-Player Frankie Saladino.

Samstag

Bei unserem heutigen Ritt durch herrliche Waldlandschaften streifen wir die alte Bergmannssiedlung Wickenrode (Märchen Sterntalerkind) und erreichen den Wehrkirchturm aus dem 13. Jahrhundert, dem Wahrzeichen des schönen Fachwerkstädtchens Helsa.

Wir reiten vorbei am Rumpelstilzchen-Brunnen (das vermeintlich lustige Märchen vom Rumpelstilzchen hat eine sehr ernste Vorgeschichte).
(Den gruseligen Tanzplatz des Rumpelstilzchens und seine verschwundene Grabkapelle werden wir morgen noch anreiten.)

Über einsame Wege durch den stillen Stiftswald erreichen wir zum Mittagspicknick die Bergkuppe des Michelskopfes (485 m) mit den herrlichen Michelskopfseen, zwei direkt benachbarte Seen, die in ehemaligen, jahrhundertealten Basaltsteinbrüchen entstanden sind.
Bei gutem Wetter nehmen wir hier unser Mittagspicknick ein: die berühmte nordhessische Ahle Wurscht, leckeren Käse vom Bio-Bauern und Roten Wein aus der Toskana. Bei Regengefahr reiten wir 2 km weiter zu einer Schutzhütte.

Weiter geht unser Ritt hinunter, durch Eschenstruth und durchs Frau Holle Land zu unserer Koppel bei Hessisch Lichtenau. Pferde füttern und dann Transfer zum Reiterhof Hirschberg.

Beim Abendessen verspeisen wir leckeren Braten von unseren Team-Penning-Rindern oder Benteler Landschweinen. Danach unternehmen wir eine kurze 20-Minuten-Wanderung zum Sundowner mit Kasselblick. Hier lassen wir den Tag entspannt ausklingen und der Reiterhof spendiert ein paar leckere Getränke. Im Licht der Fackeln kehren wir zum Reiterhof zurück.

Rumpelstilzchen-Brunnen

“Heute back ich, morgen brau ich und übermorgen hole ich der Königin ihr Kind. Ach, wie gut dass niemand weiß, dass ich …” Das Rumpelstilzchen der Brüder-Grimm vom Märchenbrunnen ist zu einer Art Symbolfigur für die Gemeinde Helsa geworden, durch die der Märchenlandweg führt.

Sonntag

Nach einem leckeren Sektfrühstück werden wir per Transfer zu unseren wartenden Pferden gebracht. Pferde füttern, satteln und trensen und auf geht´s über die “Günsteröder Höhe”.

Wir durchreiten eine von Roberts Lieblingsstrecken: ein naturbelassener Weg auf dem Bergkamm auf einem herrlichen, wilden Grasweg. Wir reiten über die “Finstere Höhe” und dem Rosenberg, schlagen uns am einsamen Waldhaus über einen Pfad durch zum berühmten “Barbarossaweg”, dem wir durch den mystischen Wald bis zum Geisterhaus, der Braun-Schutzhütte, folgen.

Sie steht genau auf der schrecklichen Stelle der “Rumpelstilzchen-Grabkapelle”. Der Volksmund nannte sie schon bald das “Geisterhaus”. (siehe Geschichte “Die Grabkapelle”)

Und genau hier will Robert mit seiner Gruppe Mittagsrast machen. Werden wir das alte Lied hören? Begleitet von leisem Flüstern, Seufzen und Weinen?

Wir reiten zurück zu den drei Felsbrocken und suchen uns einen Abstieg zum mittelalterlichen Gerichtsort “Mörshausen”. Wir tränken unsere Pferde am Dorfbrunnen. Durch das wunderschöne Tal der Pfieffe galoppieren wir auf dem berühmten “Jakobsweg”.

Beim Dörfchen Bergheim endet unser Ritt in Sichtweite des herrlichen Jagdschlosses Spangenberg. Wir verladen die Pferde und werden zurück zum Reiterhof Hirschberg gefahren.

Ende gegen 19 Uhr.

Die Grabkapelle

“Rumpelstilzchen”,
die Geschichte der Gebrüder Grimm geht auf die Erzählungen der Dorothee Viehmann zurück, auf einen Kindesentführer, der in den Wäldern zwischen Helsa + Melsungen sein Unwesen trieb.
Tief im Wald, im total unzugänglichen Gelände stehe auf einer Lichtung eine Grabkapelle der Adelsfamilie, deren Namen von allen Grabplatten entfernt worden sei. Auf dieser Lichtung könne man das schaurige Lied hören: “Heute back ich, morgen brau ich …”
So erzählte der alte Oberförster Godewind im Jahre 1812 beim Abendessen seiner Familie, er hätte die Vermutung, die Grabkapelle könne nur im Riedforst am Weltkugel-Loch stehen. Allerdings hätte er noch nie diesen Ort gesehen. Seine mutige Tochter Anna ging auf die Suche.

Hier die Geschichte:
Anna ging weiter, tiefer in den Wald hinein. Sie erreichte eine Lichtung, die von wilden Wacholderbüschen umringt war, die Zweige mit überreifen Beeren bedeckt, als würde sich kein Vogel so tief in den Wald verirren.
Schatten, verzerrte Formen, glitten in ihr Gesichtsfeld und verschwanden wieder. Im grünen Umhang des Waldes trübte sich das Licht, streifte die beruhigende und vertraute Welt ab und verdrängte sie durch etwas Unverständliches, etwas, das lange vergangen war. Nachmittagsdunst erhob sich unangekündigt und ohne Vorwarnung, schlich durch die Bäume, die Dornenbüsche, das Gestrüpp. Es herrschte eine absolute und undurchdringliche Stille, da die feuchte Luft jeden Laut dämpfte. Anna hatte das Gefühl, als legten sich kalte Finger um ihren Hals wie ein Schal, schlängelten sich unter den Röcken um ihre Beine wie eine Katze.

Dann sah sie plötzlich weiter vorne durch die Bäume hindurch die Umrisse von etwas, das nicht aus Holz oder Erde oder Rinde bestand. Eine kleine steinerne Kapelle, kaum groß genug, um sieben oder acht Gläubigen Platz zu bieten, mit spitzem Dach und einem kleinen Steinkreuz über dem bogenförmigen Eingang.

Anna stockte der Atem. “Ich habe es gefunden.” Rings um die Grabkapelle wuchsen knorrige Eiben, die den Pfad überschatteten, die Wurzeln verdreht und unförmig wie die Hände eines Greises. In der feuchten Erde waren keine Fußspuren zu sehen. Die Brombeerbüsche und Dornensträucher waren allesamt verwildert.

Anna empfand gleichermaßen Stolz und Anspannung, als wie weiterging. Blätter raschelten und Zweige knackten unter ihren Sohlen.
Ein weiterer Schritt. Noch näher, bis sie vor der Tür stand. Sie hörte hinter sich ein Geräusch. Ein Rascheln? Ein wildes Tier? Eine Bergkatze?
Dann ein anderes Geräusch, als würde ein Tau über ein Schiffsdeck gezogen. Eine Schlange?
Ihr Selbstvertrauen verflüchtigte sich. Die dunklen Augen des Waldes schienen sie zu durchbohren. Vorahnungen, gespenstisch, ein Ort, wo der Schleier zwischen den Welten gehoben wurde.

Plötzlich zögerte Anna, die Grabkapelle zu betreten. Das Blut rauschte ihr im Kopf, als sie die Hand hob, den schweren Metallring an der Tür umfasste und drückte.

Anna betrat die Grabkapelle. Kalte Luft schlug ihr entgegen, zusammen mit dem unverkennbaren Duft von Staub und Vergangenheit und der Erinnerung an jahrhundertealten Weihrauch. Gleich links vom Eingang war das Weihwasserbecken. Anna wich zurück. Das Becken war aus rot-weißem Marmor, aber es ruhte auf dem Rücken einer grinsenden, diabolischen Gestalt. Die rote Haut voller Blasen, krallenbewehrte Hände und Füße, bösartige Augen von durchdringendem Blau. “Ich kenne dich.”

Ein Rauschen ertönte in der Luft. Sie konnte Musik hören, in ihrem Kopf, die von irgendwo in ihrem Innern kam. Gehört und doch nicht gehört.

Dann spürte sie, dass jemand anwesend war, hinter ihr, es umschloss sie, glitt an ihr vorbei, ohne sie auch nur einmal zu berühren, und kam doch immer näher, eine unaufhörliche Bewegung, begleitet von einer Kakophonie aus Flüstern und Seufzen und Weinen.
Ihr Puls begann zu rasen. “Das bilde ich mir alles bloß ein.”

Sie hörte ein anderes Geräusch. Sie versuchte, es nicht ernst zu nehmen, so wie sie all die anderen Laute innerhalb und außerhalb von ihr abgetan hatte. Aber da war es wieder. Ein Kratzen, ein Schlurfen. Hinter dem Altar das Klickern von Fingernägeln oder Klauen auf den Bodenplatten.
Jetzt kam Anna sich vor wie ein Eindringling. Sie hatte die Stille der Grabkapelle gestört, die Hörenden und Schauenden, die diese verstaubten steinernen Gänge bewohnten. Sie war nicht willkommen.

Und jetzt endlich war es mit ihrem Mut vorbei.
Sie raffte ihre Röcke und stürzte zur Tür. Der böse Blick des Asmodeus schien sie zu verspotten, als sie an ihm vorbei lief, und seine Augen folgten ihr. In Todesangst warf sie sich mit dem ganzen Gewicht ihres Körpers gegen die Tür, die sich dadurch nur noch fester schloss. Trotz der Panik fiel ihr ein, dass die Tür nach innen aufging. Sie packte den Griff und zog.
Jetzt war Anna sicher, hinter sich Schritte zu hören. Krallen, Klauen, die über die Bodenplatten schabten, sie verfolgten. Sie jagten. Die Teufel des Ortes waren freigesetzt worden, um die Heiligkeit der Kapelle zu schützen. Ein entsetztes Schluchzen drang aus ihrer Kehle, als sie nach draußen in den dunkel werdenden Wald stolperte.
Die Tür fiel schwer hinter ihr ins Schloss, knarrte in den alten Angeln.

Nach Annas Erzählungen und nach vielen, vielen ähnlichen Schilderungen von Wanderern, veranlasste das Hessische Landgräfliche Forstamt den Abriss der Kapelle. Sie wurde dem Erdboden gleichgemacht, kein Stein, keine Grabplatte sollte an die schaurige Grabkapelle erinnern.

200 Jahre später sponserte die Firma Braun aus Melsungen eine Schutzhütte, die hier am Weltkugel-Loch den Wanderern und Reitern Unterkunft gewähren sollte. Der Volksmund nannte sie schon bald das “Geisterhaus”.

Wir freuen uns auf Sie!

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